Peter Heckert schreibt: Im
Mittelpunkt des Ortes steht das Rathaus. Im Jahre 1598 wird erstmals
ein Rathaus erwähnt, damals noch „Spielhaus" genannt. In den Jahren
1683/84 wird es neu aufgebaut, ein Fachwerkbau auf einer offenen
Steinhalle.
Der
Platz hinter dem Rathaus ist der „Danzplacke“, auf dem früher die
„Kerb“ stattfand, die Kirchweih. Hier kam die Gemeinde auch zusammen,
um öffentliche Bekanntmachungen entgegenzunehmen. Später ging der
Ortsdiener mit der Schelle herum und rief die Bekanntmachungen aus. Um
diesen Platz herum stehen stattliche Bauernhäuser, in denen früher die
wohlhabendsten Bauern wohnten.
In dem Haus ganz hinten links ist der Laden von Wilhelm Heckert, genannt "Heckebusch", zu sehen. Er
hatte damals die Raiffeisenbank in seinem Haus und später in der
Bischofsheimer Straße, bis sie dann Friedel Seng (sein Lehrling)
übernommen hat!
Das Bild zeigt den Ortsdiener Heinrich Böhm, auch "Bimbel-Böhm" genannt.
Auf der rechten Seite sieht man den "Latscha" von Elisabeth Rauch, ein Lebensmittelladen.
Nach dem Krieg herrschte Wohnungsnot. Die vielen Flüchtlinge aus dem Osten mussten untergebracht werden. Deshalb wurde das Obergeschoss vom Rathaus in eine Wohnung umgewandelt, die von einer Familie Gramsch bewohnt wurde, sie waren mit Klemms verwandt. Im Erdgeschoss wohnte später die Familie Kretschmar.
Elfriede Schöpel hat mir erzählt, dass im Obergeschoss des Alten Rathauses ein großer Raum war, in dem sich während der Nazizeit die im BDM zwangsorganisierten Hochstädter Mädchen zu Handarbeits- und Bastelabenden trafen.
Und von Leni Reiber weiß ich, dass im Alten Rathaus auch einmal ein Kittchen (Gefängnis) war, es bestand aus einem Raum und war in dem heutigen Durchgang untergebracht.
Am Rathaus gab es im ersten Stock eine "Freilufttoilette", die in den "Gengel" zum Nachbarhaus entleert wurde. Wer also diesen schmalen Gang benutzen wollte - und der Schmied musste das mehrmals am Tage - musste darauf achten, dass die Luft rein war.
Am Rathaus gab es im ersten Stock eine "Freilufttoilette", die in den "Gengel" zum Nachbarhaus entleert wurde. Wer also diesen schmalen Gang benutzen wollte - und der Schmied musste das mehrmals am Tage - musste darauf achten, dass die Luft rein war.
Auf
diesem Bild fehlt das Dach vom Alten Rathaus. Das war 1964,
da hatte das Rathaus gebrannt. Lisbeth Rauch erzählt, dass sie gegenüber einen
Laden hatten. Sie hatten gerade geschlossen und waren beim Aufwischen, als sie den Rauch entdeckten.
Ihre Mutter ist sofort hoch zum Bürgermeisteramt gerannt, wo es einen Feuermelder
gab. Die Feuerwehr hatte damals ihre Geräte im Erdgeschoss vom Rathaus, im
Obergeschoss waren Wohnungen.
Nach dem Brand wurde das Rathaus in der heutigen Form
wieder aufgebaut. Hier noch mit offenem Durchgang.
Das Alte Rathaus im Mai 2010 inmitten eines Ensembles von Schönheiten.
Auf dem Erker des
Hauses Rauch stand immer ein "Bembel", ein Apfelweinkrug. Jetzt leider nicht mehr, aber vielleicht entschließen sich die jungen Eigentümer, erneut einen Bembel anzubringen.
Im Erdgeschoss befindet sich eine
Apfelwein-Gaststätte. Das Obergeschoss dient kulturellen Veranstaltungen, vor
allem Ausstellungen.
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